Handlungsfeld Mobilität

Den ÖPNV verbessern - mit Hilfe von Daten

Abstract

Lektion 3

Wie machen wir den ÖPNV attraktiver?

Sonia: Hast du eigentlich den Eindruck, dass die Fahrgäste allgemein zufrieden sind mit dem ÖPNV? 

Franka: Naja, abgesehen von den üblichen Beschwerden zur Unpünktlichkeit habe ich schon das Gefühl, dass viele Fahrgäste gern mehr mitbestimmen würden. 

Sonia: Meinst du, das wäre mithilfe einer App möglich? 

Franka: Ja, das glaube ich schon. Ich fände anonyme Umfragemöglichkeiten gut. 

Sonia: Bestimmt würden bei anonymen Umfragen viele Fahrgäste mitmachen. 

Image
Image
Grafik Personen in Outdoor Cafe bei einer U-Bahn-Station

Franka: Das glaube ich auch. Und je mehr Nutzer ihre Wünsche oder Kritik äußern, desto mehr lässt sich davon ja auch berücksichtigen, wenn es sinnvoll ist. Machen viele mit, können sie eher etwas verändern. 

Sonia: Da hast du absolut recht. Gern würden wir auch die Mobilitätsdaten der Fahrgäste zur Verbesserung des ÖPNV heranziehen. Wir stehen nur immer wieder vor dem Problem, dass die Daten einzelner Fahrgäste anonym sind und von der DSGVO so gut geschützt werden, dass wir sie kaum nutzen können. 

Franka: Ach so!? 

Sonia: Ja. Und eigentlich finde ich das auch gut, aber gleichzeitig sind solche Daten dringend nötig, um Verbesserungen zu planen. 

Franka: In England wurden Möglichkeiten für die Verkehrsplanung getestet, bei denen Nutzer sich aktiv einbringen konnten. 

Sonia: Wie ist man da vorgegangen? 

Franka: Dafür haben Menschen, die weniger gut an den ÖPNV angebunden sind, Umfragen ausgefüllt und mit ihren Anregungen dazu beigetragen, dass Verbesserungen vorgenommen wurden. 

Sonia: Denkbar wäre es auch, Fahrgäste zu bitten, freiwillig über einen bestimmten Zeitraum mit einer sicheren App ihre Mobilitätsdaten zu teilen. So könnten wir besser auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen eingehen. 

Franka: Das klingt nach einer guten Idee!

Wer kennt meinen Weg zur Arbeit?

Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, den ÖPNV mithilfe von Daten zu verbessern. Die folgenden vier Elemente sind dafür besonders wichtig:

Big Data
Die Sammlung von Daten wie etwa in der Londoner U-Bahn hilft dabei, Verkehrsverhalten und Präferenzen im ÖPNV vorherzusagen, Auslastungen besser zu planen und ausreichend Verkehrsmittel zur Verfügung zu stellen.

KI-Systeme
Sie können allen Nutzer*innen in der App Routen vorschlagen, die zu den persönlichen Vorlieben passen. Zudem können sie Probleme wie Verspätungen bei U-Bahnen oder einen Stau, der Busse betrifft, vorhersagen und alternative Reiserouten anbieten.

Internet der Dinge
Kommunikationseinheiten, die V2X-Kommunikation ermöglichen, machen den Verkehr sicherer. Zudem helfen Ampeln und andere Elemente der Smart City dabei, den Verkehrsfluss zu optimieren.

Datenfluss / digitale Kommunikation
In Apps, über Pushnachrichten sowie auf intelligenten Schildern und Monitoren lassen sich Daten etwa zu Verspätungen oder zur Auslastung live anzeigen, sodass wir besser informiert Verkehrsentscheidungen treffen können.

Angaben zu Fahrzeiten und zur aktuellen Auslastung des ÖPNV erleichtern Fahrgästen die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und machen diese attraktiver. Allerdings funktionieren diese Systeme nicht immer zuverlässig, sodass Angaben zu Verspätungen und Auslastung unzutreffend sind.

Beispiele wie der Schurkenzug aus Singapur verdeutlichen, dass man derzeit die Steuerung der Mobilität in der Smart City noch nicht gänzlich den Maschinen überlassen kann. Um Fehlinformationen, Unfälle und andere Probleme zu vermeiden, empfehlen Expert*innen, die Technologien weiter zu optimieren und bis dahin auf menschliche Intelligenz zu setzen.

Image
Image
ÖPNV Anzeige keine Vorhersagen

Exercise:

Description

Welche der folgenden Aussagen passen zu einem digitalisierten ÖPNV?

Interactive tasks

Die Macht über meine Mobilitätsdaten

Eine wichtige Aufgaben der Mobilität der Zukunft ist, die richtige Balance zwischen geteilten Daten und Datenschutz zu finden. Hier stehen sich zwei Gruppen gegenüber: Auf der einen Seite die Big-Data-Verfechter, die möglichst viele detaillierte Daten sammeln möchten, auf der anderen Seite die Datenschützer, die auf das Recht auf Privatsphäre bestehen.

Auch Open Data spielen in diesem Spannungsfeld eine wichtige Rolle. Viele Stadtverwaltungen machen ihre Daten bewusst öffentlich, sodass private Anbieter von Mobilitätsdiensten auf deren Basis eigene Anwendungen entwickeln können.

Image
Image
Grafik wie aus Daten-Nachnutzung neue Erkenntnisse gewonnen werden können

Eine gute Lösung besteht in der Anonymisierung von Daten. Dabei werden beispielsweise die über dich gesammelten Daten ohne die personenbezogenen Angaben gespeichert. Anonymisierte Daten können dann nicht mehr zu dir zurückverfolgt werden.

Es könnte dann etwa gespeichert werden, dass eine Person um 13:14 Uhr in die U-Bahn-Linie A gestiegen ist, aber nicht, dass du diese Person warst. Dann können die Daten auch als Open Data freigegeben werden. Als Nutzer*in kannst du zudem in den AGB nachlesen, wie das jeweilige Unternehmen mit deinen Daten umgeht.

Image
Image
Grafik Person mit Hut und Mantel

Exercise:

Interactive tasks
Text Addition

Wusstest du schon ...?

Für die Entwicklung des ÖPNV ist es wichtig, Daten zu teilen, da sie dazu beitragen, den ÖPNV zu verbessern. Es ist gleichzeitig wichtig, die Daten der Fahrgäste zu schützen. Erklären die Verkehrsbetriebe verständlich, welche Daten sie zu welchem Zweck verwenden, holen sie eine Einwilligung der Nutzer*innen ein und anonymisieren sie Daten, kann das volle Potenzial dieser Daten erschlossen und dem Datenschutz zugleich Folge geleistet werden.

Wie könnte der ÖPNV der Zukunft aussehen?

In Sonias Familie haben alle Familienmitglieder unterschiedliche Wünsche in Bezug auf die Zukunft des ÖPNV. Die Kleinste fände es schön, wenn sie bald durch die Stadt fliegen könnte, für ihren älteren Bruder ist die Umweltfreundlichkeit zentral. Sonia und ihr Vater wollen verschiedene Mobilitätsangebote vergleichen und kombinieren können. Der Großmutter wäre es schließlich wichtig, dass die digitalen Angebote barrierearm und gut bedienbar sind.

Image
Image
Familie am Tisch Gedanken zu Mobilität

Sonia erklärt, dass ihr Verkehrsunternehmen schon an diesen Aspekten arbeitet. Allerdings fehlt es noch an den passenden Technologien und vor allem an Daten. Dies betrifft insbesondere Daten von Personen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, aber auch Aspekte wie die CO₂-Einsparung durch umweltfreundliche Verkehrsmittel, die Verbesserung der Luftqualität sowie die Veränderung im städtischen Raum, wenn mehr ÖPNV-Mittel und weniger Autos unterwegs sind.

Sonia macht sich jedoch keine großen Sorgen um die Datensicherheit, denn sie weiß, dass die Gesetze in Deutschland Datenmissbrauch verhindern. Wichtiger ist, dass Städte und Unternehmen miteinander kooperieren und den Bürger*innen anonyme Teilnahmemöglichkeiten bieten, um so Daten optimal nutzen zu können.

Exercise:

Interactive tasks
Text Addition

Übrigens ...

Der ADAC führte im Frühling 2017 sowie im Januar 2019 Umfragen durch, nach denen sich die Mobilität der deutschen Bürger*innen in Teilschritten verändert. 2019 war es für 21 Prozent der Befragten vorstellbar, künftig weniger mit dem Auto unterwegs zu sein. 2017 waren es lediglich 13 Prozent. Zudem wächst das Verständnis für die negativen Folgen für Klima und Umwelt. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) sagte 2019, dass das Mobilitätsverhalten eine ernste Gefahr für das Klima darstelle, zwei Jahre zuvor waren es noch 9 Prozent weniger. Abschließend forderten in derselben Umfrage 74 Prozent der Befragten den Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum.