Vor- und Nachteile digitaler Kommunikation
Datenfluss
Feinheiten können auf der Strecke bleiben
Carlos und Antje kommunizieren miteinander in Echtzeit über mehrere Kontinente hinweg. Doch ein Treffen vor Ort können diese digitalen Kanäle nicht ersetzen.
Wer zum Beispiel in einen Raum mit mehreren Personen tritt, kann die Stimmung dort spüren. In einer Videokonferenz ist das viel schwieriger. Auch der Ton, die Lautstärke und die Körpersprache lassen sich nicht in all ihren Feinheiten übertragen. Menschen würden in einer Videokonferenz wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass zwei Personen im selben Raum belustigte oder genervte Blicke austauschen.
Grundsätzlich senken digitale Anwendungen die Schwelle für die Kommunikation. Menschen können dabei in ein „Kurznachrichten-Pingpong“ geraten, das fast in Echtzeit abläuft. Sie sind kein Vergleich zu Briefen, die mitunter Tage unterwegs sind.
Doch die niedrige Schwelle hat nicht nur Vorteile: Viele haben schon Ein-Satz-Nachrichten ohne Begrüßung oder namentliche Ansprache erhalten, zum Beispiel beim Online-Verkauf eines gebrauchten Möbelstückes nur: „50 Euro?” Die Kommunikation kann also oberflächlicher werden und gewisse Konventionen der Höflichkeit können an Bedeutung verlieren.
Weil in der Textform Emotionen nicht direkt übermittelbar sind, verwenden viele Menschen Hilfsmittel wie Emoticons, Emojis oder GIFs.
Doch sie stellen nur eine Annäherung an Emotionen dar und können auch leicht missverstanden werden. Konflikte schaukeln sich mitunter schnell hoch, weil sich Menschen in solchen Fällen nicht gegenüberstehen und sagen können: „Moment mal, alles in Ordnung, nur ein kleines Missverständnis!”
Aufgabe
Ordne den Audios die jeweilige Stimmung zu.
Du siehst, dass feine Unterschiede beim Tonfall eine Aussage völlig verändern können. Behalte dies im Hinterkopf, wenn du digital kommunizierst. Es besteht immer das Risiko, dass du falsch verstanden wirst.
Kurze Nachrichten mit großem Aufregungspotenzial
Antje und Carlos sind manchmal ein wenig belustigt, wenn ihre Eltern ihnen davon erzählen, wie großartig es gewesen ist, als die Familie ihren ersten Farbfernseher oder später einen Videorekorder bekommen hat. Doch ebenso wie das Radio waren diese Medien reine Sender und die meisten Menschen nur Empfänger*innen. Sie hatten also kaum Möglichkeiten, sich schnell und einfach Gehör zu verschaffen.
Heute hingegen können Menschen über soziale Medien selbst zu Sendern werden. Sie können Meldungen posten, Beiträge anderer kommentieren und somit im Netz ihre Spuren hinterlassen. Unter Umständen erhalten sie schnell eine große Resonanz, etwa wenn ein Social-Media-Post viral geht und Hunderte oder gar Tausende Menschen ihn teilen.
Zugleich erzeugen soziale Medien durch ihre Formate, zum Beispiel die Begrenzung auf 280 Zeichen bei Twitter, eine andere Art der Kommunikation. Sie ist zugespitzter, verlangt kurze Reaktionszeiten und ist manchmal stark eingedampft.
Digitale Kommunikation lässt häufig weniger Raum für Grau- und Zwischentöne und lädt dazu ein, eher Meinungen als vertiefte Analysen zu veröffentlichen. Beiträge in den sozialen Medien können falsch verstanden werden und sogar dazu führen, dass Fanatiker*innen anderen mit Gewalt oder Tod zu drohen.
Unabhängig von solchen Ausprägungen bringt digitale Kommunikation über soziale Medien auch eine neue Art von Transparenz und Unmittelbarkeit: Unternehmen und Behörden können über ihre Social-Media-Accounts direkt angesprochen werden. Sie stehen dadurch stärker unter öffentlichem Druck zu reagieren.
Aufgabe
Aus welchen Gründen ist Kommunikation über soziale Medien anders?