Intelligente Medizintechnik
Lektion 4
Auf der Messe für Medizintechnik
Irka: Schön, dich mal wieder zu sehen, Sabina. Wie geht’s dir denn?
Sabina: Mir geht es super, ich bin nur etwas müde. Ich bin erst gestern Abend von der Messe für Medizintechnik aus Frankfurt zurückgekommen. Schade, dass du dieses Jahr nicht mitfahren konntest.
Irka: Ich wäre wirklich gerne mitgekommen, aber ich hatte einfach zu viel zu tun. War es denn interessant? Und gibt es irgendwelche nennenswerten Innovationen?
Sabina: Na ja, ein paar Sachen kennt man schon, andere wurden weiterentwickelt und einige sind eher noch Zukunftsmusik. Du kennst doch den smarten Gehstock, oder? Er kombiniert Daten aus unterschiedlichsten Quellen und kann so erkennen, ob die Person, die ihn nutzt, gestürzt ist.
Irka: Ah ja, den kenne ich, meine Tante hat so einen, der ist wirklich praktisch.
Sabina: Oder die intelligente Medikamentenbox, die nach Dateneingabe in die App dem Nutzer pünktlich signalisiert, wann welche und wie viele Medikamente eingenommen werden müssen. Davon gibt es quasi noch eine Weiterentwicklung.
Irka: Zeig mal!
Sabina: Das ist dieser intelligente Medikamenten-Roboter. Er erkennt anhand von biometrischen Daten verschiedene Nutzer*innen und gibt die richtigen Medikamente passgenau aus.
Irka: Nicht schlecht!
Sabina: Außerdem gab es erneut eine Weiterentwicklung von intelligenten Prothesen und Orthesen, durch die Menschen mit Gehbehinderung sogar problemlos über unebene Wege gehen können.
Irka: Wirklich schade, dass ich das verpasst habe. Gerade die neue Generation der Orthesen finde ich sehr interessant, da einige unserer Pflegeheimbewohner auf sie angewiesen sind und im Alltag sehr gut durch sie unterstützt werden. Du musst mir später unbedingt genauer erklären, was sich da getan hat.
Intelligente Prothesen
Intelligente Prothesen und Orthesen helfen dabei, einen Ausgleich zwischen Stabilität und Beweglichkeit des Körpers herzustellen. Bisher haben Träger*innen von konventionellen Prothesen häufig Probleme beim zügigen Gehen oder auf unebenen Wegen.
Die Sensoren an den intelligenten Prothesen oder Orthesen können feststellen, in welcher Gangphase sich die Träger*innen befinden, und dann anhand dieser Daten unmittelbar reagieren. Dazu messen sie die Bodenreaktionskräfte – die Kraft, die der Boden auf einen Körper ausübt, der mit ihm in Kontakt steht –, die Kniewinkel und in welchem Winkel sich Unter- und Oberschenkel zueinander bewegen.
Bei einer Lähmung ist es nicht mehr möglich, die Gliedmaßen über die Nerven zu steuern. Die Muskeln sind jedoch oftmals intakt. Intelligente Orthesen können durch die gemessenen Daten die benötigten Winkel berechnen und durch elektrische Impulse die entsprechenden Muskeln steuern.
Bei einer intelligenten Prothese erkennen die Sensoren die Muskelsignale im Stumpf, die dann verarbeitet und für die Steuerung der Prothese genutzt werden. Die Betroffenen erhalten dadurch einen natürlichen Gang und sogar die Fähigkeit zum Treppensteigen zurück.
Exercise:
Gut aufgepasst? Teste dein Wissen!
Datenbasierte Optimierung
Sabina und Irka unterhalten sich darüber, welche datenbasierten Technologien ihren Arbeitsalltag im Senioren-Quartier erleichtern könnten. Als Pflegedienstleiterin ist Irka davon überzeugt, dass ein enormes Potenzial in den Daten steckt, die im Senioren-Quartier Tag für Tag entstehen.
Besonders interessiert sie die Idee einer internen Apotheke, die Medikamente vorbestellt, bevor sie tatsächlich benötigt werden. Dazu werden Daten wie Krankheitsverläufe und bekannte Beschwerden mit der zugehörigen Medikation oder Informationen zu einer bevorstehenden Grippesaison kombiniert. Aus den gewonnenen Ergebnissen lassen sich Vorhersagen für den Medikamentenbedarf der nächsten Zeit treffen.
Irka sieht zudem Handlungsbedarf bei der Dienstplanung, da häufig zu viele oder zu wenige Pfleger*innen gleichzeitig Schicht haben. Daher findet sie vor allem eine Software spannend, die Daten sowohl aus dem Quartier (Wer ist schon einmal gestürzt? Wer hat medizinische Probleme?) als auch zu den Mitarbeiter*innen (Wer ist im Urlaub? Wer ist krank?) nutzt, um einen optimalen Dienstplan zu erstellen.
Außerdem ist sie von der Idee fasziniert, auf der Grundlage von historischen Daten (Wie hat sich der Krankheitsverlauf von Bewohner*innen in ähnlichen Situationen entwickelt?) und Echtzeitdaten (Wie geht es einer aktuell erkrankten Person?) eine frühzeitige Prognose für Zustandsveränderungen von Erkrankten zu ermöglichen.
Exercise:
Sabinas und Irkas Ideen für den Einsatz datenbasierter Technologien klingen vielversprechend. Aber welche Daten sind dafür von Bedeutung?
Datenbasierte internationale Zusammenarbeit
In der internationalen Zusammenarbeit des Gesundheitswesens spielen datenbasierte Technologien ebenfalls eine wichtige Rolle. Die zunehmende Globalisierung stellt uns auch hier vor große Herausforderungen: Pandemien beispielsweise lassen sich nicht national bewältigen. Hier bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller relevanten Akteure auf internationaler Ebene, um für einen schnellen und reibungslosen Austausch von Wissen, Infrastruktur und Technologie zu sorgen.
Da sich die Bedürfnisse und Interessen der verschiedenen Länder teilweise voneinander unterscheiden, funktioniert es allerdings nicht immer, erprobte Lösungen von einem Land auf ein anderes zu übertragen. Die zugrunde liegende Infrastruktur und gesetzliche Vorgaben können verschieden sein, auch das zum Austausch vorgesehene Datenmaterial kann sich in qualitativer wie quantitativer Hinsicht stark unterscheiden.
Deshalb kann in einem ersten Schritt die Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen bei der Entwicklung oder Anpassung bestehender Technologien sinnvoll sein. Maßgebliche digitale Anwendungen werden aber oft von einigen wenigen großen Konzernen entwickelt. Es besteht die Gefahr, dass technologisch fortschrittliche Länder oder bestimmte Firmen den Markt für datenbasierte Anwendungen im Gesundheitswesen dominieren.
Exercise:
Gut aufgepasst? Teste dein Wissen!