Virtual Reality
Was leisten Daten, wie ergänzen sich Mensch und Maschine?
Virtuelle Welten
Katharina ist von den Möglichkeiten der AR-Brille begeistert. Nun aber reicht ihr Robbi ein anderes Gerät, das einer Skibrille ähnelt. „Das ist eine Virtual-Reality-Brille", sagt der Roboter, „ich bin gespannt, wie es Ihnen gefallen wird. Hier, ich gebe Ihnen die passenden Controller für die Steuerung dazu.“ Katharina nimmt einen Controller in jede Hand, zieht die Halteschlaufen fest, setzt die VR-Brille auf …
… und steht plötzlich mitten in einem antiken Palast! Katharina dreht sich um die eigene Achse, den Kopf in den Nacken gelegt. Säulen, Torbögen und die mit zahlreichen Ornamenten verzierte Decke des Palasts – all das wirkt unglaublich echt.
Instinktiv greift Katharina nach einer Frucht, die auf einem nahen Holztisch liegt; doch ihre Hand greift ins Leere. „Die große Stärke von VR ist die sogenannte Immersion“, hört sie die Stimme der Professorin aus dem Kopfhörer. „Darunter versteht man das völlige Eintauchen in eine virtuelle Umgebung, die dadurch als real empfunden wird. Bei tiefer Immersion hat man das Gefühl, an einen anderen Ort versetzt zu sein.“
Katharina kann das nur bestätigen. Bis auf die mangelnde Greifbarkeit von Dingen (Haptik) wirkt alles ausgesprochen echt. Allerdings arbeiten Forscher*innen bereits daran, Haptik zu simulieren, etwa durch Druckanzüge oder Luftdruck.
„Sie können gerne ein paar Schritte laufen“, ermutigt sie die Professorin. „Die VR-Brille registriert Ihre Bewegungen und überträgt sie in die virtuelle Welt.“ Katharina läuft durch den feierlichen Palast, schaut sich die Architektur genau an und bewundert – ganz aus der Nähe – den Detailgrad der Wandverzierungen.
„Dies ist eine virtuelle Kopie des Palasts von Versailles“, erläutert die Professorin aus dem Off. „Forscher haben die Räume per 3D-Kamera eingescannt und aus den Daten ein dreidimensionales Computermodell erstellt. Wände und Decke wurden mit eingescannten Oberflächen bespannt und künstlich beleuchtet. Einige der Verzierungen werden dabei jedoch simuliert, da sie in der Realität nicht mehr erhalten geblieben sind.“
Exercise:
Im nächsten Schritt lernst du, wie VR technisch funktioniert und in welchen Bereichen es außerdem genutzt wird. Prüfe aber zunächst im Lückentext-Quiz, was du bisher über VR gelernt hast.
VR in der Praxis
Professorin Nazari erklärt Katharina, wie eine VR-Brille technisch funktioniert: Direkt vor den Augen befindet sich ein Bildschirm, der ein stereoskopisches, also leicht gegeneinander verschobenes Doppelbild erzeugt. Das menschliche Gehirn konstruiert daraus einen dreidimensionalen Raum.
Manchen Nutzer*innen wird allerdings schlecht, wenn die Bewegungen im virtuellen Raum keine reale Entsprechung haben; das nennt sich „motion sickness“ (Bewegungsübelkeit). VR-Produzent*innen versuchen, die Bewegungsübelkeit zu reduzieren, indem sie beispielsweise auf schnelle Kamerabewegungen verzichten oder dem Auge feste Orientierungspunkte bieten.
Katharina besichtigt noch eine Weile die prächtigen Räume des antiken Palasts. Unterdessen erläutert Nazari die Vielseitigkeit von VR. Die Technologie kommt nicht nur bei virtuellen Museen und Architektursimulationen zum Einsatz, sondern auch in vielen anderen Bereichen:
In der beruflichen Aus- und Fortbildung dient VR der Simulation von realen Arbeitsumgebungen und -abläufen, zum Beispiel beim Sicherheitstraining von Rettungskräften, bei der Schulung von Astronaut*innen und Flugzeugpilot*innen oder der Simulation von Operationen und Pflegetätigkeiten.
VR wird auch therapeutisch eingesetzt, beispielsweise bei der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. VR wird zudem für die Hirnforschung immer wichtiger, etwa bei der Stimulation bestimmter Hirnregionen. Computerspiele nutzen VR, um besonders immersive Erlebnisse zu bieten. Selbst Online-Konferenzen finden inzwischen teilweise in VR-Umgebungen statt.
„Durch günstigere und leichtere Brillen, höhere Bildschirmauflösungen und Techniken wie Eye-Tracking wird VR künftig den Massenmarkt erobern“, glaubt die Professorin.
Exercise:
VR ist also eine vielseitig einsetzbare Technologie. Prüfe Dein VR-Wissen im folgenden Lückentext-Quiz!