Blogbeitrag Basel

KI-Campus in der Schweiz: Eine Kooperation mit der Universität Basel

Von Khaled Abdelhamid und weiteren Autor:innen
29.11.2022

Anfang Oktober startete ein für die Medizinstudierenden der Universität Basel angepasstes Modul unseres Online-Kurses „Dr. med. KI“. Hier berichten Khaled Abdelhamid und Pamela Reissenberger, zwei Doktorand:innen am Universitätsspital Basel, von der Umsetzung eines neuen Lehrplans in Zusammenarbeit mit dem KI-Campus.

Die Digitalisierung in der Medizin mit beispielsweise Big Data- und KI-basierten Systemen ist ein wichtiges Thema, jedoch existiert an den meisten medizinischen Fakultäten noch keine standardisierte Vermittlung. Diese Problematik war uns bereits als Studierende (Medizinstudium Abschluss in Basel 2021) bewusst. Und als Doktorand:innen in der Forschungsgruppe des Innovationmanagements am Universitätsspital Basel1 mit Schwerpunkt Digitalisierung und Innovation war der Wunsch nach einer Ergänzung des Curriculums umso größer. Zudem ist unser Forschungsleiter Prof. Dr. Jens Eckstein CMIO (Chief Medical Information Officer) des Universitätsspitals Basel und inhaltlicher Ansprechpartner der medizinischen Fakultät Basel für Themen im Bereich der Digitalisierung in der Medizin. So durften wir uns als Forschungsgruppe ab November 2021 an der Entwicklung eines neuen Curriculums für eben jenen Bereich an der Universität Basel beteiligen.

Durch viele glückliche Zufälle lernten wir Jenny Brandt kennen. Sie war zu dem Zeitpunkt Medizinstudentin in Deutschland und leitet ein fortgeschrittenes Netzwerk zum Thema digitale Kompetenzen in der Medizin. Das Netzwerk DiKoM2 ist ein Zusammenschluss von Ärzt:innen, Informatiker:innen, Didaktiker:innen und Medizinstudierenden verschiedener medizinischer Fakultäten in Deutschland und der Schweiz. Ziel ist die Entwicklung eines Leitfadens, der den Implementierungsprozess für die Integration und Vermittlung digitaler Kompetenzen im Medizinstudium unterstützen soll. Über die Vernetzung unserer Forschungsgruppe mit Jenny Brandt wurden wir Teil ihres Netzwerkes und konnten die Thematik mit Lehrstuhlverantwortlichen aus verschiedenen deutschen medizinischen Fakultäten diskutieren und Beispiele für die Umsetzung von Lernzielen zur Digitalisierung in der Medizin an unterschiedlichen Standorten kennenlernen.

Durch diese Diskussion, verschiedene Quellen und eine Bedarfsanalyse3 geleitet, definierten wir für unser Curriculum in Basel zehn verschiedene Themengebiete mit spezifischen Lernzielen:

  • Grundlagen der Künstlichen Intelligenz
  • Datenkompetenz
  • Datenschutz
  • Patient Empowerment
  • Klinische Entscheidungsunterstützungs-Tools
  • Personalisierte Medizin
  • Informationssysteme
  • Telemedizin
  • Robotik und ihre Anwendung in der Medizin
  • Ethische Aspekte

Jenny Brandt empfahl uns als Einarbeitung in die Unterthematik der Künstlichen Intelligenz und Data Science die Kurse „Dr. med. KI – Basics“ und „Dr. med. KI – Clinics“ des KI-Campus, sowie die Podcastfolgen von „Dr. med. KI“. Die spielerische, optisch ansprechende Art der Wissensvermittlung war eine willkommene Abwechslung zur sonst manchmal trockenen Recherche im Informatikbereich. Die Interviews mit den klinischen Expert:innen in den Lernangeboten des KI-Campus sind inspirierend und wir befanden sie als Bestätigung dafür, wie wichtig eine strukturierte Vermittlung zu diesen Themen für alle Medizinstudierende ist.

Denn KI-unterstützte Systeme haben in gewissen Bereichen bereits Einzug in die Klinik erhalten. Somit ist es wahrscheinlich, dass die nächste Generation von Ärzt:innen mit ihrer Anwendung konfrontiert sein wird. Doch mit den Limitationen und Herausforderungen dieser Technologien wie beispielsweise vorliegender Verzerrungen (Coded Bias) in den Trainingsdaten sind Mediziner:innen noch wenig vertraut. Wir wussten aus eigener Erfahrung, dass diese Themen in unserem Studium in Basel nicht oder nur am Rande behandelt werden. Die „Dr. med. KI“-Kurse geben in relativ kurzer Zeit eine gute Übersicht darüber, welche Potenziale durch die Nutzung Künstlicher Intelligenz entstehen, aber auch welche Hürden beachtet werden müssen. Die Konzepte konnten wir in die Curriculaentwicklung mit einbringen und wir dachten uns: „Die Studierenden müssen unbedingt Zugang zu diesen Kursen erhalten“.

Im ständigen Austausch mit dem KI-Campus konnten wir nach kurzer Zeit eine Vereinbarung zwischen der Universität Basel (Dekanat medizinische Fakultät) und dem KI-Campus treffen. Das Lernmodul „Dr. med. KI – Basics“ erwies sich als ideal und wir setzten uns das Ziel, dieses noch im Jahr 2022 für die Studierenden des ersten Studienjahres auszurollen. Damit das Modul in Basel funktionierte, mussten einige Änderungen in der inhaltlichen Ausrichtung vorgenommen werden. Eine Besonderheit war das Kapitel Datenschutz. Dieses musste umgeschrieben werden, damit es mit dem Schweizer Datenschutzgesetz konform ist. Zudem ergänzten wir das Modul mit Podcastfolgen zum Thema Ethik, welche wir als besonders wichtig für die Studierenden empfanden. Zum Schluss konnten wir unser individuelles KI-Campus-Modul gestalten und nannten es „Dr. med. KI – Basler Modul“.

Wir blicken auf eine stets zielführende und nette Zusammenarbeit mit dem gesamten KI-Campus- Team zurück, das sehr flexibel war und unsere Anpassungswünsche innerhalb kürzester Zeit berücksichtigte.

Der KI-Campus bildet nun ein Fundament des neuen Lehrplans „Digitalisierung in der Medizin“ für die Medizinstudierenden in Basel. Das „Basler Modul“ wird als E-Learning in den ersten zwei Semestern angeboten und ist eine obligatorische Veranstaltung mit Leistungsnachweis. Es vermittelt Grundkenntnisse über die meisten Begriffe im Bereich KI und Data Science. Nebst diesem E-Learning gibt es ergänzende Vorlesungen und Kurse, welche auf das gesamte Studium verteilt wurden. Unser Lehrplan steht noch ganz am Anfang, doch mit Hilfe des KI-Campus können wir bereits jetzt einen essenziellen Teil des spannenden und wichtigen Felds „Digitalisierung in der Medizin“ abdecken.

Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit und arbeiten fleißig daran, unser neues Curriculum in Basel fortlaufend zu verbessern und zu ergänzen!

 

https://innovation.usb.ch/index/innovation-lab.html

https://medinfo.charite.de/studium_lehre/dikom/

Studie des Instituts für Medizinische Informatik der Charité Universitätsmedizin Berlin unter Leitung von Lina Mosch im Auftrag des KI-Campus (https://ki-campus.org/press/studie-ki-medizin-lernangebote)

Khaled Abdelhamid
Khaled Abdelhamid
Universitätsspital Basel


Khaled Abdelhamid ist Doktorand im Innovationmanagement im Universitätsspital Basel mit Fokus im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Er schreibt seine Dissertation über die Detektion von Vorhofflimmern mit Hilfe von Wearables und engagiert sich zusammen mit der Universität Basel für einen neuen Lehrplan "Digitalisierung in der Medizin" für die Medizinstudierenden in Basel.

Pamela Reissenberger
Dr. med. Pamela Reissenberger
Universitätsspital Basel


Dr. med. Pamela Reissenberger ist ehemalige Doktorandin der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Jens Eckstein am Universitätsspital Basel. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit hat sie verschiedene Studien zur Erkennung von Vorhofflimmern über mobile Sensoren am Handgelenk betreut. Zudem hat sie die Erstellung des longitudinalen Curriculums zur Digitalisierung in der Medizin an der medizinischen Fakultät der Universität Basel gestaltet. Aktuell ist Pamela Reissenberger klinisch tätige Assistenzärztin in der Weiterbildung zum Facharzt der Inneren Medizin.