Effizientes Arbeiten durch kluge Datennutzung
Lektion 2
Vorsicht, das könnte gleich kaputtgehen!
Lisa: Was ist das Problem, Chef?
Claus Kummer: Ich weiß nicht, irgendwie klingt der Motor nicht richtig rund.
Lisa: Also, für mich klingt das ganz normal.
Claus Kummer: Naja, du hast halt auch noch nicht so viele Motoren gehört wie ich. Es ist alles eine Sache von Erfahrung.
Lisa: Aber man könnte das doch einfach verkabeln und dann schauen, was das Programm ausspuckt, oder?
Claus Kummer: Du meinst die Analysesoftware. Ja klar, das machen wir jetzt auch. Die wird uns dann hoffentlich genau sagen, was nicht stimmt. Im Grunde sind das ja alles nur noch rollende Computer ...
Lisa: … und wir machen nur noch das, was die Analyse-Software sagt?
Claus Kummer: Oft. Bei diesem hier muss wenigstens etwas repariert werden. Aber inzwischen kommen die auch zur Reparatur, wenn alles noch tipptopp ist.
Lisa: Echt?
Claus Kummer: Guck mal hier. Bei dem wurde nur ein Ölwechsel gemacht. Sonst ist alles gut. Wir könnten den jetzt komplett durchchecken und würden nichts finden. Trotzdem soll ein Bauteil ausgetauscht werden!
Lisa: Und warum?
Claus Kummer: Weil die Bordelektronik meint, dass es demnächst ausfallen wird. Dann wird eben gleich ein Termin in der Werkstatt gemacht. Vorausschauende Wartung nennt man das.
Claus Kummer: So, hier sagt uns das System: Dieses Teil, das rot gefärbte, ist soundso alt, soundso beansprucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ausfällt, liegt bei soundso viel Prozent. Also empfiehlt das System: Austauschen!
Lisa: Und das machen wir auch? Obwohl das alte noch funktioniert?
Claus Kummer: Ja! Überleg doch mal. Irgendwann würde der Besitzer sowieso zu uns kommen. Nämlich dann, wenn das Teil wirklich kaputt gegangen ist. Also ist es für ihn auch besser, jetzt auf Nummer sicher zu gehen, statt demnächst auf der Autobahn liegenzubleiben.
Predictive Maintenance
Was Claus Kummer beschreibt, nennt sich „Predictive Maintenance“, also vorausschauende Wartung. Die Idee ist, Ausfälle von Bauteilen vorherzusagen, um sie dann präventiv zu warten oder auszutauschen. Das ist oft deutlich günstiger als den mit einem Ausfall einhergehenden Schaden zu beheben. So lassen sich erhebliche Kosten einsparen.
Gleichzeitig werden Kund*innen die Mühen eines Werkstattbesuches erspart. Die präventive Wartung findet nämlich oft im Rahmen eines Werkstattaufenthalts statt, der ohnehin vorgesehen war, zum Beispiel für einen Ölwechsel.
Auch bei Predictive Maintenance dreht sich alles um das Sammeln und Auswerten von Daten: Zuerst prüft man, welche Merkmale ausfallgefährdete Fahrzeuge von unauffälligen Fahrzeugen unterscheiden. Wichtig dabei sind zum Beispiel die zurückgelegten Strecken, die Häufigkeit der Autonutzung, die Durchschnittsgeschwindigkeit und auch das Wetter. Treten mehrere dieser Merkmale zusammen auf, steigt das Ausfallrisiko für das Auto. Programmierer*innen schreiben einen Algorithmus, der in die Diagnosesoftware eingebaut wird, wie sie in Lisas Werkstatt verwendet wird. Die zeigt dann an, ob ein bestimmtes Bauteil überprüft oder vorsichtshalber ausgetauscht werden sollte.
Exercise:
Teste dein Wissen über Predictive Maintenance und wähle zu jeder Frage die richtige Antwort aus.
Das bringe ich mir einfach selbst bei!
Bauteile, die sich quasi selbst melden, wenn sie ausgetauscht werden möchten: Das ist doch eigentlich cool, denkt Lisa. Wenn es in Zukunft genauso rasant weitergeht mit der technischen Entwicklung, muss man sich auch im Job entsprechend anpassen. Die Technik im Auto ändert sich so schnell, da wären Tools super, die einem in einer bestimmten Situation schnell weiterhelfen könnten. Oder ist das doch ein wenig übertrieben? Lisa fände es merkwürdig, wenn das meiste von dem, was sie gerade lernt, in wenigen Jahren schon wieder veraltet wäre.
Lisa: Die Autos werden echt immer mehr zu rollenden Computern, oder? Manchmal denke ich, alles, was wir gerade lernen, ist in ein paar Jahren schon wieder überholt...
Anton: Na ja, aber dafür gibt es doch Weiterbildung! Mein Vater besucht ständig irgendwelche Seminare.
Lisa: Hm, da hätte ich aber keine Lust drauf...
Anton: So aufregend scheint es auch nicht zu sein. Aber immerhin weiß er dann, wie neue Sachen funktionieren.
Lisa: Na ja, vielleicht brauchen wir ja später solche Seminare gar nicht mehr.
Anton: Wieso?
Lisa: Na, überleg mal: Du hast dich total in ein Thema vertieft und kommst an einer Stelle nicht weiter. Was machst du dann?
Anton: Hm, ich frage jemanden? Ich kaufe mir ein Buch dazu?
Lisa: Ein Buch? Du?
Anton: Na ja, wahrscheinlich gucke ich im Netz nach, ob es ein Tutorial dazu gibt.
Lisa: Genau! Das Internet nutzen doch inzwischen echt alle - sogar meine Mutter!
Anton: Du meinst, wir bilden uns einfach selbst weiter?
Lisa: Ja klar!
Wer im Zuge der Digitalisierung auch weiterhin beruflich Erfolg haben will, muss bereit sein, lebenslang zu lernen. Das sagen 84 Prozent der Befragten des D21 Digitalindex 2018/2019.
58 Prozent bilden sich selbst weiter – zum Beispiel mit Erklärfilmen im Internet. Nur bei 18 Prozent finden noch klassische Schulungen statt, die vom Arbeitgeber organisiert werden. Jede*r merkt also immer häufiger: Was für meine Arbeit sinnvoll ist, muss ich selbst herausfinden.
Übrigens: Im US-Bundesstaat Ohio schaute sich ein achtjähriger Junge im Internet ein Tutorial zum Autofahren an. Danach schnappte er sich die Autoschlüssel seiner schlafenden Mutter und kutschierte seine vierjährige Schwester zum nächsten Burger-Restaurant.
Exercise:
Lernen am Arbeitsplatz oder zu Hause, ohne Vorgaben oder Druck, zum Beispiel mithilfe von Internetvideos, nennt man „informell“. Es steht im Gegensatz zum „formellen“ Lernen, wie es beispielsweise in der Schule stattfindet.
Welche Begriffe passen zu welcher Art des Lernens?
Was muss ich eigentlich noch können?
Ein achtjähriger Junge, der sich mithilfe digitaler Technologie selbst das Autofahren beibringen kann – das mag ein verrückter Einzelfall sein. Trotzdem: Wenn Technik uns in Zukunft immer mehr das Lernen abnimmt, was müssen wir dann noch können? Wird Lernen überflüssig?
Die meisten Bildungsexpert*innen sind sich einig, dass wir weiterhin lernen müssen. Allerdings geht es immer weniger um das Abspeichern von Wissen. Wichtiger ist es, aus verfügbaren Daten sinnvolle Informationen abzuleiten und anzuwenden. Dazu brauchen wir vor allem vier Kompetenzen: Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation. „Kompetenzen für das 21. Jahrhundert“ oder „4K“ werden diese oft genannt.
Jetzt denkst du vielleicht: Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation – das sind doch keine neuen Kompetenzen. Stimmt. Aber sie werden immer wichtiger. All die per Mausklick verfügbaren Informationen müssen wir kritisch hinterfragen oder sie auf neue, kreative Weise interpretieren.
Für die Beurteilung der zukünftigen Veränderungen hilft auch die Einteilung in die folgenden vier Kompetenzfelder: Fachkompetenz (fachliches Wissen und dessen Anwendung), Methodenkompetenz (Herangehensweisen, Techniken und Strategien), Sozialkompetenz (der Umgang mit anderen Menschen) sowie Persönlichkeitskompetenz (der Umgang eines Menschen mit sich selbst).
Exercise:
Was meinst du, in welchem Kompetenzfeld sehen Unternehmen den größten Entwicklungsbedarf bei ihren Mitarbeiter*innen? Bewerte die Kompetenzfelder mit 1 (= größter Entwicklungsbedarf) bis 4.