Handlungsfeld Mobilität

Ich brauch deine Hilfe Kit! - Intelligente Autos

Abstract

Lektion 4

Was kann mein Auto alles?

Jürgen: Guten Tag! Wie spannend, Assistenzsysteme im Auto! Eine alkoholempfindliche Wegfahrsperre kann ich mir gut vorstellen, und die Berganfahrhilfe hat mein Kombi auch. Aber wie erkennt denn mein Auto, ob ich müde werde?

Beraterin am Messestand: Sie sind ja schon gut informiert. Bei der Müdigkeitserkennung registriert das System Ihr Fahr- und Lenkverhalten. Außerdem werden Faktoren wie Fahrtdauer, Uhrzeit, zurückgelegte Kilometer, Zustand der Straße und eventuelle Fahrerwechsel ausgewertet.

Zusätzlich zeichnet eine Kamera Ihre Kopfhaltung, den Gesichtsausdruck und Ihr Blickverhalten auf. Aus der Kombination all dieser Daten können Müdigkeitssymptome abgeleitet werden.

Image
Image
Sensoren am Auto helfen dem Assistenzsystem

Beraterin am Messestand: Besonders wichtig sind diese Systeme in der Logistik-Branche. Beim Lkw-Fahren, vor allem nachts in immer dem gleichen Tempo, ist die Müdigkeit natürlich ein Problem.

Jürgen: Das kann ich gut nachvollziehen. Vermutlich wird die Person am Steuer unüberhörbar vor dem Einschlafen gewarnt?

Beraterin am Messestand (lacht): Genau, das klingt dann etwa so: Pieeeeep!

Jürgen: Fein, der allgemeinen Sicherheit dient das wirklich. Aber wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Denn mein Auto muss ja wirklich erkennen können, wie ich mich verhalte. Alle Daten, die dabei entstehen, werden vermutlich gespeichert?!

Beraterin: Unser System ist vor allem für die Sicherheit auf der Straße gedacht. Außerdem hilft es bei Unfällen zu erkennen, ob diese durch Sekundenschlaf oder Müdigkeit verursacht wurden. Die aufgezeichneten Daten werden nur im Auto gespeichert, ähnlich wie bei der Blackbox in Flugzeugen. In unserem System werden die Daten verschlüsselt abgelegt, und es ist gesetzlich klar geregelt, wer unter welchen Umständen auf sie zugreifen darf.

Wie assistiert mir mein Auto?

In einer Broschüre liest Jürgen später nach, welche Assistenzsysteme es gibt. Dort steht auch, wie die Systeme die nötigen Daten sammeln und mit welchen Anwendungen sie diese teilen können.

Manche dieser Systeme kennt er schon, etwa den Abstandsregler. Der kann mithilfe von Kameras und Sensoren den Abstand zu anderen Fahrzeugen erkennen und dafür sorgen, dass der Abstand auch eingehalten wird. Assistenten für das Spurhalten und Spurwechseln arbeiten ähnlich.

Es gibt noch zahlreiche andere Sensoren und Assistenzsysteme. Jürgen liest fasziniert weiter und stellt in Gedanken die Ausstattung für sein nächstes Auto zusammen ...

Image
Image
Grafik Auto mit Sensoren

Auf einer Webseite findet Jürgen die folgende Übersicht:

Der Notbremsassistent erkennt einen drohenden Zusammenstoß. Die Grundlage dafür sind Daten, die durch Kamerasysteme und Sensoren zur Ermittlung von Abständen und Beschleunigung, zu Lenk- und Lenkradwinkel sowie den Pedalstellungen erhoben werden. Das System kann dann warnen, die Bremskraft verstärken oder sogar eigenständig bremsen. All das kann helfen, einen Aufprall zu mildern oder ganz zu vermeiden.

Nachtsichtassistenten schalten bei Dunkelheit Infrarotscheinwerfer zum Abblendlicht hinzu. So wird das nächtliche Fahren durch die bessere Ausleuchtung der Straße und der Umgebung sicherer. Dafür erfassen Sensoren die Umgebungshelligkeit.

Die Verkehrszeichenerkennung erkennt mit einem Kamerasystem Verkehrsschilder und zeigt sie im Wagendisplay dauerhaft an. So lassen sich Verstöße gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen leicht vermeiden, denn die Tempovorgaben sind gut sichtbar, so lange sie gelten.

Autonome Einparkassistenten erkennen eine Parklücke und berechnen den besten Weg zum Einparken. So kann das Auto tatsächlich eigenständig einparken, indem Gas, Lenkung und Bremsen durch den Assistenten gesteuert werden.

Image
Image
Grafik autonomes Fahren

Besonders spannend findet Jürgen Assistenzsysteme für Menschen mit einer Behinderung oder gesundheitlichen Risiken. Sein Auto ist durch bauliche Änderungen so angepasst, dass er trotz eines gelähmten Beines Auto fahren kann: Ein- und Ausstiegshilfen, Unterstützung beim Verstellen von Sitz und Spiegeln sowie die Sprachsteuerung möglichst vieler Funktionen sind besonders wichtig und attraktiv für ihn.

Durch die Möglichkeiten moderner Assistenzsysteme kann das intelligente Auto bald auch die Körperdaten der Insassen nutzen, um das Fahren sicherer oder komfortabler zu machen: Sensoren am Körper messen die Herzfrequenz, den Atemrhythmus und den Blutzuckerspiegel. Drohende akute Krankheitszustände können erkannt werden, und das Assistenzsystem kann die Insassen warnen.

Image
Image
Grafik Assistenzsysteme im Auto

Da die Sensoren die erhobenen Daten mit dem System im Fahrzeug teilen, kann dieses aber auch Komfortfunktionen wie Beleuchtung, Temperatur oder sogar den Massagesitz entsprechend steuern. Der direkte Hautkontakt wird das Lenkrad dabei zu einem wichtigen Hilfsmittel bei der Datenerfassung machen, vermuten Wissenschaftler*innen. So kann ein Auto sogar zu einem diagnostischen Raum werden, in dem der Gesundheitszustand mindestens der Person am Steuer permanent überwacht werden kann

Exercise:

Description

Wobei kann dir dein zukünftiges Auto assistieren?

Interactive tasks

Was weiß mein Auto über mich?

Jürgen ist fasziniert von der Vielfalt der Daten, die sein nächstes Auto von ihm sammeln könnte, um ihn durch das Assistenzsystem zu unterstützen. Er wusste nicht, dass es eine solche Vielfalt spezifischer Sensoren im und am Auto geben kann. Außerdem hätte er nie vermutet, dass seine Körperdaten auch ausgewertet werden können.

Er schluckt: Wenn alles gespeichert wird, birgt sein Auto ja auch Informationen zu allen möglichen Facetten rund um sein Fahren: Wann und bei welchem Wetter er fährt, wie lange am Stück, wie viele Pausen er macht, ob er alleine reist und sogar wie sein Puls und sein Gesichtsausdruck bei welcher Musik im Radio sind.

Und dann speichert sein Auto auch Informationen dazu, ob er gern mal (zu) schnell fährt, wie häufig er im hohen Drehzahlbereich unterwegs ist, wie stark er bremst – und damit vermutlich auch, ob er riskant fährt und das Auto sachgemäß oder unvorsichtig behandelt.

Nun macht er sich Gedanken, ob er die faszinierenden Funktionen alle braucht, wenn er durch deren Nutzung so viel von sich preisgibt.

Image
Image
Gesicht mit Icons zu Gesundheit, Herzfrequenz etc.

Mithilfe des GPS und seiner Eingaben im Navigationsgerät werden Bewegungsprofile erstellt. Seinen liebsten Radiosender hat Jürgen auch gespeichert. Sensoren in allen Sitzen können nicht nur dabei helfen, sicherzustellen, dass alle angeschnallt sind und das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wird. Es werden auch Anzahl und Gewicht der Insassen erfasst und gespeichert.

Wenn er Auto und Handy miteinander verbindet, ist natürlich beiden Seiten bekannt, mit welchen Daten er sich in der zugehörigen Smart-Car-App registriert hat. Und damit sein Handy ihn an die nächste Inspektion erinnern kann, müssen Daten oder deren Interpretationen aus seinem Auto heraus übertragen werden – zumindest auf sein Handy.

Exercise:

Description

Gut aufgepasst? Teste dein Wissen!

Interactive tasks

Sind meine Daten im Auto sicher?

Jürgen ist verunsichert. Wenn er sich den Wunsch nach tollen neuen Assistenzsystemen erfüllt, entscheidet er sich für die Erfassung vieler Daten. Diese sind dann mindestens in seinem Auto gespeichert. Er ist unsicher, ob die Daten an den Hersteller übertragen werden. Er kann sich nämlich vorstellen, dass für den Hersteller oder auch für seine Kfz-Versicherung viele Informationen aus seinem Profil als Autofahrer interessant sind.

Zudem hat er davon gehört, dass auch Autos untereinander kommunizieren können. Könnte sein Auto Infos über seine Person, seinen Fahrstil oder seine Vorlieben an andere Autos weitergeben?

Um Klarheit zu bekommen, startet Jürgen eine Recherche im Internet. Die Frage, auf die er sich eine Antwort erhofft, lautet: Sind meine Daten im Auto sicher?

Image
Image
Auto mit Icons für Helligkeit, Fotografie etc.

Zunächst möchte Jürgen wissen, wie andere Leute darüber denken, dass Autos fahrende Datenspeicher sind. Er stößt auf eine Broschüre der Verbraucherzentrale. Diese ist schon ein paar Jahre alt. 2017 waren bereits knapp zwei Drittel (64 %) der Befragten damit einverstanden, dass Anwendungen im Auto ihre Daten weiterverarbeiten. Nur ein Drittel wollte das damals nicht. Jürgen kann sich vorstellen, dass inzwischen noch weniger Leute ein Problem damit haben, dass ihr Auto ihre Daten nutzt, zumal die Assistenzangebote immer attraktiver werden.

Wenn das Auto als Datensammler für so viele Leute ok ist, müsste es doch verlässliche Regelungen zur Datensicherheit geben, denkt sich Jürgen. Er recherchiert dazu weiter, ob alle Daten direkt an den Hersteller des Autos übertragen werden.

Jürgen erfährt in einem Fachartikel zu Assistenzsystemen, dass er viele Berechtigungen zur Datenübertragung selbst festlegen kann.

Wie viele und welche Fahrzeugdaten mit dem Hersteller geteilt werden, lässt sich häufig im jeweiligen Datenschutz-Menü im Auto einstellen. Oft können einzelne Dienste gezielt ein- und ausgeschaltet werden. Ist beispielsweise ausgewählt, dass keine Dienste aktiviert werden sollen, empfängt und teilt das Fahrzeug auch keinerlei Daten.

Davon ausgenommen ist lediglich der gesetzlich vorgeschriebene eCall, der Informationen an einen Rettungsdienst sendet, wenn es einen Unfall gibt. Jürgen ist erstaunt, dass es ein solches Gesetz gibt. Er liest, dass es sich hierbei um eine EU-Verordnung handelt, die seit dem 31. März 2018 für Neuwagen gilt.

      Image
      Image
      Bei ienem Autounfall werden Daten geteilt und ggf. ein Krankenwagen gerufen

      Die EU scheint insgesamt der Assistenz-Technologie in Kraftfahrzeugen recht positiv gegenüberzustehen. Jürgen hat von dem Beschluss der EU-Kommission gelesen, der vorsieht, ab 2022 alle Neuwagen mit Assistenzsystemen auszustatten. Dazu gehört auch eine Blackbox im Fahrzeug, die alle relevanten Daten aufzeichnet. Stimmt, davon hatte ja die Dame auf der Messe erzählt, und Jürgen versteht den Nutzen für die Unfallaufklärung und für Haftungsfragen von Versicherungen.

      Gleichzeitig hält er es aber auch für wichtig, für Transparenz bei der Datensammlung im Fahrzeug zu sorgen. Er kennt es von sich selbst: Wenn er einen Dienst nutzen möchte – eine App oder eine Website – sind ihm die Datenschutz-Einstellungen oft egal. Das könnte ihm natürlich im neuen Auto auch passieren.

      Nun sorgt er sich ein wenig: Wenn er alle Daten freigibt, unachtsam fährt und einen dummen Unfall baut, könnte die Versicherung ihm einen Fehler nachweisen und sich weigern, die Unfallfolgekosten zu tragen

      Image
      Image
      Grafik Computerplatine

      Übrigens...

      Die Überlegungen zur Blackbox und dem Versicherungsschutz beziehen sich auf die Idee der Telematik-Versicherung. Denn tatsächlich bieten einige Versicherer an, das Fahrverhalten aufzuzeichnen und regelkonformes Fahren durch Rabatte zu belohnen. Bei selbst verschuldeten Unfällen kann das möglicherweise zu einem Verlust des Versicherungsschutzes führen.

      Auch hierzu hält die Verbraucherzentrale wichtige Informationen bereit.