Datenschutz vs. Sicherheit?
Lektion 4
Achtung: Meldung aus Etage drei!
Sabina: Abgesehen von vereinzelten Fehlalarmen gibt es keine Probleme mit dem System, oder?
Vincent: Doch, mir ist bereits vergangene Woche etwas Merkwürdiges aufgefallen. Mehrmals habe ich Meldungen zu Wohnungen aus der dritten Etage erhalten. Die dritte Etage wird aber von einem anderen Pflegedienst betreut. Wir sind nur für das zweite Obergeschoss zuständig.
Sabina: Das ist allerdings merkwürdig und sollte auf gar keinen Fall passieren. Das verwirrt auch die Bewohner, wenn da womöglich eine unbekannte Pflegekraft vor ihnen steht. Wissen Sie, ob das bisher nur bei Ihnen vorgekommen ist? Haben Sie etwas im Kollegenkreis gehört?
Vincent: Einige Kolleginnen und Kollegen des anderen Pflegedienstes haben wohl das gleiche Problem. Regelmäßig treffe ich sie im zweiten Stock, weil sie von hier eine Meldung erhalten haben.
Sabina: Nein, das geht so nicht. Damit haben Sie ja Einblick in Daten von Patienten, die gar nicht zu uns gehören! Da kommen Sie völlig durcheinander und das ist ein deutlicher Mehraufwand für Sie. Gut, dass Sie mir das gesagt haben. Ich werde dem auf jeden Fall nachgehen!
Das Datenschutz-Problem
Vincent: Naja, der Mehraufwand hält sich im Rahmen.
Sabina: Dann mache ich mir aber immer noch große Sorgen wegen des Datenschutzes. Die Bewohner haben nur ihre Zustimmung dazu gegeben, dass Nachrichten an die Pfleger verschickt werden können, die sie betreuen. So haben Sie ja Einblick in Daten von Patienten, die dem nicht ausdrücklich zugestimmt haben.
Vincent: Ist das denn wirklich problematisch? Schließlich sind die Kolleginnen und Kollegen hier alle Pflegekräfte und die Daten gehen nicht an fremde Personen.
Aufgabe
Nach der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) muss vor jeder Verarbeitung personenbezogener Daten geprüft werden, ob diese rechtmäßig ist.
Dazu müssen die Patient*innen der Verarbeitung ausdrücklich zugestimmt haben oder die Daten sind so anonymisiert, dass sie nicht einer Person zugeordnet werden können. Das geht aber kaum bei einem Sturz in einem bestimmten Zimmer.
Zudem ist die Informationsübermittlung per App kritisch. Meist ist unklar, welche weiteren Anwendungen auf den Smartphones der Pflegenden installiert sind, die ebenfalls Zugriff auf die Informationen der Patient*innen haben könnten.
Daher bietet es sich an, den Pflegenden spezielle Dienst-Smartphones oder Pager zur Verfügung zu stellen.
Sicherheitsgefühl vs. Datenfreigabe
Die Verwendung ihrer Daten im Rahmen der vorgestellten AAL-Systeme verspricht Nutzer*innen eine erhöhte Lebensqualität und ein stärkeres Sicherheitsgefühl. Auch Pflegende profitieren von der Nutzung datenbasierter AAL-Systeme, indem sie zeitsparender arbeiten können. Jedoch sind für eine sinnvolle Auswertung Nutzer*innen-Daten notwendig, die laufend erhoben und sicher verarbeitet werden müssen.
Hier könnte sich ein Konflikt zwischen den Trägern von Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftigen entwickeln: Auf der einen Seite sind die Träger an einem unkomplizierten Umgang mit Daten interessiert, um eine bessere und effizientere Versorgung der Patient*innen zu ermöglichen. Auf der anderen Seite sind eventuell einige Pflegebedürftige nicht bereit, die Risiken eines gelockerten Datenschutzes in Kauf zu nehmen.
Aufgabe
Was siehst du als Risiko, was als Chance?
Datenspenden
Neue Anwendungen können also helfen, den Pflege- und Gesundheitsbereich zu verbessern. Doch für diese Anwendungen und für die zugrunde liegende medizinische Forschung braucht es Daten. AAL-Systeme schaffen die Möglichkeit, solche Daten nicht mehr in aufwändigen Studien erheben zu müssen, sondern sie in der alltäglichen Arbeitspraxis direkt sammeln und zur Verfügung stellen zu können. Forscher*innen an Universitäten könnten diese Ergebnisse dann wissenschaftlich auswerten und Unternehmen könnten einen wertvollen Eindruck von der Nutzung und Wirkung ihrer Produkte bekommen.
