Handlungsfeld Arbeit

Individualisiertes Lernen mit digitalen Medien

Abstract

Lektion 2

Wem gehören deine Lerndaten?

Lisa denkt noch weiter über die Möglichkeiten digitalen Lernens nach. Eigentlich wäre es doch cool, wenn man das noch viel stärker in den Schulen einsetzen würde. Ihr kleiner Bruder zum Beispiel hat eine Matheschwäche. Sie versucht, ihm häufig bei den Hausaufgaben zu helfen. Trotzdem geht es nur sehr mühsam voran. Er leidet sehr darunter, nicht mit den anderen mithalten zu können. Für jemanden wie ihn wäre das doch ideal, oder? Neulich hat Lisa gelesen, dass manche Schulen in den USA schon viel weiter sind.

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Grafik Personen am Tisch mit mathematischen Symbolen in Gedankenblase

Digitale Bildungsrevolution

Beim Mathematikunterricht in der New Yorker David-A.-Boody-Schule kommen heute schon individuelle Lehrpläne zum Einsatz. Dort lernen die Schüler*innen jahrgangsübergreifend an wechselnden Stationen. Sie nutzen eine gemeinsame Lernsoftware, arbeiten im Team oder alleine, nutzen Videomaterial oder tauschen sich mit einer Lehrkraft aus.

Jede*r kann so angepasst an das eigene Leistungsniveau und im eigenen Tempo arbeiten. Basierend auf den Leistungen errechnet die Software in Echtzeit oder nach Abschluss einer Lerneinheit neue individuelle Lehrpläne. Mit jeder Berechnung wird das Programm besser und weiß genauer, was Schüler*innen auf ihren Lernwegen brauchen. Solch ein selbstlernendes Programm ist eine typische Anwendung von maschinellem Lernen.

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Grafik Schulsituation

Das kann man sich dann in etwa so vorstellen: Elena kommt morgens in die Schule und sieht auf dem Bildschirm ihre erste Aufgabe für heute: Sie soll Bruchrechnen üben. Ihre Mitschüler*innen sind teilweise schon weiter und erledigen schwierigere Aufgaben. Wenn Elena für eine Aufgabe zu viel Zeit braucht oder Fehler wiederholt, wird die Lehrkraft über die Software benachrichtigt, damit sie ihr helfen kann. So werden die Lehrer*innen zu Lernbegleiter*innen: Sie konzentrieren sich auf diejenigen, die besondere Hilfe brauchen.

Aufgabe

Description

Deine Meinung ist gefragt!

Interactive tasks

Sichere Lerndaten?

Als Lisa ihrem Bruder erzählt, wie ihm so ein LMS bei seiner Matheschwäche helfen könnte, findet er das gar nicht so cool. „Dann kann ja jeder sehen, wie schlecht ich in den Aufgaben bin“, fürchtet er. „Natürlich können das nur die Lehrenden sehen“, versichert ihm Lisa. Aber wenn sie ein bisschen darüber nachdenkt – unheimlich ist das schon. Theoretisch wäre die ganze Schullaufbahn einsehbar. Das sind ja schon recht persönliche Daten. Man stelle sich vor, irgendwann würde bei einer Bewerbung verlangt werden, den ganzen schulischen Werdegang vorzuzeigen. Oder das System entscheidet einfach, dass Mathe nichts für dich ist, nur weil du dich gerade schlecht konzentrieren kannst.

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Grafik Personen am Tisch mit mathematischen Symbolen in Gedankenblase

Personenbezogene Daten zum Lernverhalten sind besonders sensibel. Das ist bei genauerer Betrachtung auch logisch. Da geht es um Interessen und Fähigkeiten, um Motivation, um die Auffassungsgabe. Es wäre zumindest denkbar, dass mit diesen Daten die Karrierechancen von Schüler*innen errechnet werden. In einigen Staaten der USA passiert schon etwas Ähnliches. Dort werden Daten vom Kindergarten bis zum 12. Schuljahr mit Arbeitnehmerdaten verknüpft. Andererseits nutzt man die Daten aber auch, um Benachteiligung entgegenzuwirken. So werden etwa schon früh Kinder mit einer Rechtschreib- oder Matheschwäche identifiziert und gezielt fördert.

 

Bei uns ist das nicht so leicht möglich. Die DSGVO nimmt den Schutz individueller Lerndaten sehr ernst. Von ihnen könnten in Zukunft Bildungs-, Karriere- und Lebenschancen abhängen.

Unbedingt vermeiden will man das unhinterfragte Anlegen von Personen- und Lernprofilen, bei denen der gesamte Lernprozess protokolliert wird: Welche Fehler machen Lernende, wann legen sie Pausen ein und wann geht die Konzentration zurück?

Stattdessen sollten Schüler*innen eine Zukunft haben, die nicht schon durch ein Datenprofil vorgeprägt ist. Dazu gehört auch, dass anfallende Daten nicht im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens offengelegt werden dürfen.

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Grafik Datenschutzbeauftragter

Aufgabe

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Du hast nun schon einige Kenntnisse zum datengestützten Lernen. Überprüf dein Wissen: Was trifft zu?

 

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Du bist das Produkt!

Lisa weiß natürlich, dass es wichtig ist, auf den Datenschutz zu achten. Sie kann sich an eine Diskussion mit Anton erinnern. Der wollte sie überzeugen, den Mailanbieter zu wechseln: Weg von diesem großen US-Unternehmen hin zu einem deutschen, bei dem die Daten auch in Deutschland gespeichert werden. Dann sind sie sicherer als bei einer Speicherung in den USA. Dafür sollte man dann aber auch bezahlen.

Sie hat sich das bei Anton mal angeschaut, war aber nicht überzeugt. Warum sollte sie ein Programm kaufen, das ihr nicht gefällt, wenn sie eines nutzen kann, das viel besser funktioniert – und auch noch kostenlos ist?

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Grafik Smartphone

Wir sind es gewohnt, dass wir für digitale Dienste wie Mail- oder Chatprogramme nichts bezahlen. Dabei waren diese Programme bestimmt ganz schön teuer für die Anbieter. Wie kann es also sein, dass uns diese Programme einfach geschenkt werden? Noch dazu solche, die besser zu sein scheinen als die der Konkurrenz? Tatsächlich bezahlen wir vor allem für diese Art von Dienstprogrammen nur nicht mit Geld, sondern mit unseren persönlichen Daten. In der Regel gilt: Wenn es nichts kostet, bist du das Produkt.

Aufgabe

Description

Unsere Daten sind also etwas wert. Aber wie viel eigentlich? Was meinst du?

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