Roboter als digitale Gesundheitsassistenten
Lektion 3
Ein freundlicher Medikamentenroboter
Shia: Ich finde diese kleinen digitalen Assistenten einfach großartig! Sie geben deiner Großmutter und mir Sicherheit und ermöglichen uns, noch selbstständig in unserer eigenen Wohnung zu leben.
Maria: Du bist wirklich ein Technik-Freak, Opa!
Shia: Ich halte mich halt gern auf dem Laufenden. Vor ein paar Tagen habe ich in einem Newsletter von einem kleinen Pillen-Roboter gelesen, der noch mehr kann als meine intelligente Tablettenbox.
Maria: Oh, was genau ist denn ein Pillen-Roboter?
Shia: Das ist wirklich ein entzückendes Gerät! Es besteht aus einem runden Display mit zwei leuchtenden blauen Kulleraugen, die einen anschauen. Die Medikamente fallen korrekt dosiert aus dem Roboter in einen Becher. So entfallen das Entnehmen und Aussuchen der einzelnen Tabletten.
Maria: Das klingt toll! Der Roboter ist also eine Weiterentwicklung deiner Tablettenbox.
Shia: Ja! Und er kann noch viel mehr! Ständig lernt er dazu und erweitert seine Funktionalität mit den Daten, die er über seine Nutzer sammelt. Mit einer Internetverbindung kann er außerdem über Sprachsteuerung Fragen zum Thema Gesundheit beantworten.
Maria: Ach, was!?
Shia: Ja, wirklich! Er kann sogar die Daten von Wearables sammeln und selbstständig ihre neuesten Messungen anzeigen. Noch gibt es diese Roboter ausschließlich im Ausland, aber sie sollen bald auch in Deutschland eingesetzt werden.
Erkennt er mich?
Shia erklärt Maria, dass hinter dem sympathischen Gesicht des Pillen-Roboters jede Menge Technik verbaut ist. Über Kamera und Mikrofon sammelt er Bild- und Tondaten und übergibt diese an sein internes KI-System. Das hat der Hersteller mit Gesichts- und Stimmdaten trainiert, sodass es Gesichter und Stimmen sehr gut erkennen und zuordnen kann.
Somit kann der Pillen-Roboter bei der Benutzung feststellen, ob es sich um eine bereits bekannte Person handelt. Nur wenn Nutzer*innen eindeutig identifiziert sind, gibt er die entsprechenden Tabletten aus. Somit ist sichergestellt, dass auch mehrere in einem Haushalt lebende Personen immer die richtigen Medikamente erhalten.
Maria ist skeptisch. Schon die Entsperrung ihres Smartphones durch Gesichtserkennung, die auf Biometrie beruht, funktioniert nicht immer einwandfrei. Hat sie mal einen anderen Gesichtsausdruck oder herrschen andere Lichtverhältnisse als im Referenz-Scan, kann sie das Smartphone nicht entsperren. Sie macht sich Sorgen, dass Shia von dem Roboter nicht erkannt wird und keine Medikamente erhält.
Exercise:
Gut aufgepasst? Teste dein Wissen!
KI-Systeme können biometrische Merkmale nicht immer hundertprozentig genau erkennen und zuordnen. Beispielsweise können beim Messen (etwa beim Aufnehmen eines Fotos per Kamera) Fehler passieren.
Zudem können die Lichtverhältnisse oder eine Veränderung einzelner biometrischer Merkmale durch Krankheit oder Unfall zu Abweichungen vom gespeicherten Muster führen. Kann der Algorithmus diese nicht ausgleichen, kommt es zu Problemen bei der Erkennung.
Für gängige Anwendungen (etwa beim Entsperren von Handys) funktioniert KI-basierte Gesichtserkennung aber sehr zuverlässig. Die Unsicherheit ist hier relativ gering: Es wird genau ein Gesicht in vorgegebener Position mit einem gespeicherten Muster abgeglichen.
Biometrische Daten
Maria ist noch nicht überzeugt. Gerade biometrische Daten scheinen ihr sehr sensible Daten zu sein, die besonders geschützt werden müssen. Mit ihrer Freigabe und Weiterverwendung sollte man nicht leichtfertig umgehen. Daher recherchiert sie einige nützliche Informationen zum Schutz der biometrischen Daten.
Mit biometrischen Daten kann eine natürliche Person eindeutig identifiziert werden. Daher gelten sie laut Art. 9 Abs. 1 DSGVO als äußerst sensibel und schützenswert. Der Gesetzgeber verbietet deren Erhebung und Verarbeitung, sofern Betroffene nicht ausdrücklich eingewilligt haben.
In Anwendungen sollte die Gesichtserkennung standardmäßig deaktiviert sein, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Ein Unternehmen kann die Gesichtserkennungsfunktion nur einsetzen, wenn die Betroffenen sie aktiviert und dem Einsatz damit zugestimmt haben.
Die Einwilligung zur Verarbeitung von biometrischen Daten setzt aber voraus, dass Nutzer*innen zuvor über den Verarbeitungszweck informiert wurden. Die Datenverarbeitung muss sich auf den Zweck beschränken, zu dem die Einwilligung erfolgte.
Nutzer*innen sollten immer darauf achten, dass die hochsensiblen biometrischen Daten lokal auf dem Gerät verbleiben und nicht in eine Cloud hochgeladen werden. Dabei wird nämlich eine Kopie der Daten auf den Servern der Cloud-Anbieter angelegt.
In diesem Fall sind die Daten außerhalb des Einflussbereichs der Nutzer*innen. Es ist nicht klar, wer die Daten abgreifen und in welcher Form nutzen kann.
Exercise:
Er erkennt mich nicht
Für Shia überwiegen eindeutig die Vorteile, die der kleine Tabletten-Roboter mit seiner biometrischen Gesichts- und Stimmerkennung mit sich bringt. Durch die Gesichtserkennung muss er sich keine Kennwörter oder PINs merken und eingeben.
Außerdem findet Shia es praktisch, dass der Roboter die vielen verschiedenen Messungen von Wearables sammelt und vereint. So kann er alle Werte über ein Gerät abrufen. Mit diesen Daten könnte der Roboter sogar sein persönlicher Gesundheitsassistent werden, der Tag und Nacht überwacht, ob es ihm gut geht.
Maria bleibt skeptisch. Sie weiß, wie sensibel und wertvoll Gesundheitsdaten sind, gerade dann, wenn sie aus verschiedenen Quellen zentral zusammengeführt und mit denen von Millionen anderer Menschen verglichen werden können. Was passiert, wenn der Roboter falsche Schlüsse aus den Daten zieht? Könnte das für Shia nicht gefährlich werden?
Du denkst, ein Medikamenten-Roboter ist futuristisch? Eine US-amerikanische Gesundheits-Technologiefirma geht bereits einen Schritt weiter: Sie hat einen Sensor für Tabletten entwickelt, der aus dem Magen der Nutzer*innen meldet, dass die Tabletten eingenommen wurden.
Sobald der Sensor in Kontakt mit Magensäure kommt, sendet er elektrische Impulse an einen Empfänger, den die Patient*innen am Brustkorb tragen. Der Empfänger leitet die Information an eine App und in eine Cloud weiter.