Gesundheitsapps
Lektion 2
Eine App für alle Fälle
Olivia: Oh je, das sieht aber nach einem fiesen Ausschlag aus. Hast du eine Allergie?
Piyali: Wenn ich das wüsste. Der Ausschlag war gestern plötzlich bei der Arbeit da. Er juckt so furchtbar.
Olivia: Aber was könnte das wohl sein? Hast du irgendetwas gegessen, worauf du allergisch reagieren könntest?
Piyali: Nichts, was ich sonst nicht auch esse. Ich habe gestern gleich mal im Internet recherchiert, was es sein könnte, aber so richtig schlau bin ich daraus nicht geworden.
Olivia: Was hast du denn herausgefunden?
Piyali: Ich denke, es könnte eine Allergie sein, eine Reaktion auf einen Insektenstich oder Nesselsucht. Aber ganz sicher weiß ich es natürlich nicht.
Olivia: Vielleicht solltest du mal einen Arzt draufschauen lassen?
Piyali: Jetzt einen Arzttermin auf die Schnelle zu bekommen ist schwierig – und die Fehlzeiten bei der Arbeit, die dadurch entstehen ... du kennst das ja.
Olivia: Ich verstehe, was du meinst. Als Sammy vor kurzem am Wochenende Fieber und einen Ausschlag bekommen hat, habe ich mir eine Diagnose-App runtergeladen und angewendet. Sie hat wirklich toll funktioniert.
Piyali: Eine Diagnose-App? Zeig mal!
Olivia: Hier, so sieht die App aus. Sie hat mir angegeben, dass Sammy wahrscheinlich das Dreitagefieber hat. Und montags hat uns das dann der Kinderarzt bestätigt.
Piyali: Wow!
Olivia: Die App konnte natürlich nicht die ärztliche Untersuchung ersetzen. Aber ich war zumindest schon mal beruhigt und wusste, was zu tun war, bis ich mit Sammy zum Arzt gehen konnte.
Piyali: Das klingt ja toll! Genau das, wonach ich gesucht habe.
Olivia: Komm, dann laden wir dir die App mal schnell herunter. Sie ist sogar kostenlos.
Diagnose von Dr. App
Die beiden Frauen laden direkt die Diagnose-App herunter. Zunächst muss Piyali mit einer E-Mail-Adresse und einem Passwort ein Konto anlegen. Schon kann es losgehen. Um schnell an ein Ergebnis zu gelangen, überblättert Piyali ein paar allgemeine Fragen zu ihrer Gesundheit. Jetzt kann sie ihr Problem eingeben.
Sie tippt: „Hautausschlag”. Nun kann sie weitere Fragen beantworten oder direkt zu einer möglichen Diagnose springen. Sie klickt auf Diagnose. Daraufhin öffnet sich eine lange Liste mit Befunden, die zu ihrem Hautausschlag passen könnten.
Piyali (enttäuscht): Na toll, jetzt bin ich genauso schlau wie vorher. So eine lange Liste hatte ich vorhin schon bei der Internetsuche.
Olivia: Aber Piyali, die App funktioniert doch ganz anders als eine Internetsuche.
Stell dir vor, du gehst zum Arzt. Der Arzt hat nicht nur die Informationen zu deinen Symptomen. Er kennt und sieht dich. Daher kennt er dein Geschlecht, dein Alter und deinen allgemeinen Gesundheitszustand. Was er nicht weiß, fragt er dich.
Die App musst du erst mit diesen Informationen füttern. Zur genaueren Diagnose befragt dich ein sogenannter „Chatbot“ gezielt zu deinen Symptomen und dem Krankheitsverlauf.
Je mehr Informationen du eingibst und je mehr Aussagekraft sie haben, umso genauer wird deine Diagnose.
Da du der App nur das Minimum an Informationen geliefert hast, kann sie nur eine sehr vage Diagnose stellen. Das wäre bei einem Arzt oder einer Ärztin nicht anders. Da könntest du auch nicht anrufen und sagen: Ich habe einen Hautausschlag. Was ist das genau?
Aufgabe
Wähle aus:
Intelligente Datenanalyse
Piyali: Ach so, ich verstehe! Ja, dann stelle ich mir einfach vor, ich würde vor meinem Arzt sitzen und ihm offen von meinen Symptomen und meinem Krankheitsverlauf berichten.
Olivia: Ja, genau. Komm wir starten nochmal von vorn und du beantwortest alles so genau wie möglich.
Piyali: Okay, los geht's!
Nachdem Piyali alle relevanten Zusatzinformationen wie Alter und Geschlecht und ihr Leitsymptom Hautausschlag angegeben hat, startet eine ausführliche, gezielte und individuelle Fragerunde durch den Chatbot.
Nach vielen konkreten Fragen, die auch von Bildbeispielen begleitet werden, generiert die App eine mögliche Ursache für Piyalis Ausschlag. Piyali ist schon sehr gespannt.
Auch jetzt gibt die App eine Liste mit möglichen Ursachen aus, jedoch ist sie viel kürzer und sie beinhaltet Zusatzinformationen. Tatsächlich gibt die App als oberste Möglichkeit ebenfalls Nesselsucht an. Piyali ist erstaunt: Wie macht diese App das?
Olivia: Die Auswertung deiner Daten wird von einem KI-System übernommen. Das KI-System analysiert die Daten und erstellt die Datenprognose. Im Fall der Diagnose-App greift es dabei auf eine umfassende medizinische Wissensbasis zurück. Es ermittelt Muster in tausenden Krankheitsbildern, Symptomen und Befunden und gleicht diese mit der eingegebenen Symptombeschreibung ab.
Die App zieht durch die Angabe des Leitsymptoms zunächst eine Vielzahl von Krankheiten in Betracht. Durch den Fragenkatalog wird die Beschreibung präzisiert. Durch Mustererkennung gleicht das KI-System ab, welche Diagnosen am besten passen, also am wahrscheinlichsten sind.
Aufgabe
Wie unterscheiden sich die Internetsuche und die Diagnose-App voneinander? Ordne zu:
Im Vergleich zu der unstrukturierten Internetsuche nach möglichen Diagnosen geht eine von einem KI-System gesteuerte Diagnose-App deutlich zielgerichteter und ergebnisorientierter vor. Auch wenn Fragen nicht von einem realen Menschen, sondern über einen Chatbot gestellt werden, werden die Nutzer*innen dennoch nicht mit der Recherche und der Analyse der Informationsflut allein gelassen.
Nesselsucht?!
Nachdem Piyali eine vorläufige Diagnose von der App erhalten hat, soll sie die Prognose durch verschiedene Schritte noch einmal überprüfen. Zunächst erfährt sie, dass 7 von 10 Personen mit den gleichen Symptomen eine Nesselsucht hatten.
Im zweiten Schritt werden alle bekannten medizinischen Symptome, die im Zusammenhang mit Nesselsucht stehen, aufgelistet und mit denen von Piyali abgeglichen. Piyali ist erstaunt, dass es so viele Übereinstimmungen gibt.
Abschließend bekommt sie einen kurzen Artikel zu Nesselsucht zum Lesen angezeigt. Der Artikel beschreibt noch einmal genau, was Nesselsucht bedeutet, welche Reaktionen im Körper ablaufen und wie der medizinische Wissensstand dazu ist.
In einem letzten Schritt wird Piyali eine Bildergalerie mit Beispielbildern von Nesselsucht angezeigt. Auch bekommt sie Pflanzen zu sehen, die eine Nesselsucht überhaupt erst auslösen. Auf einem Bild sieht sie eine Pflanze, die genauso aussieht, wie die, die bei ihr im Büro steht.
Plötzlich ergibt für Piyali alles Sinn. Nachdem sie alles abgeglichen und gelesen hat, ist sie sich ziemlich sicher, dass sie tatsächlich unter Nesselsucht leidet. Zum Schluss wird Piyali dazu aufgefordert, eine Bewertung des Ergebnisses abzugeben.
Aufgabe
Worauf solltest du achten, wenn du die Vertrauenswürdigkeit einer App oder Webseite einschätzen möchtest? Wähle aus:
Super, du bist nun in der Lage, die Ergebnisse einer Gesundheits-App einzuordnen und zu deuten. Im Prinzip könntest du direkt loslegen und selbst eine App installieren, die dir hilft, den Umgang mit deiner Gesundheit im Alltag einfacher zu gestalten. Aber warte! Wie ist das eigentlich mit deinen Daten, die du in die App eingibst? Was passiert damit? Wo landen sie? Werden sie wiederverwendet? All das erfährst du in der nächsten Lerneinheit.